Die Quelle macht den Unterschied
„Das muss ich googeln“ – ein Satz, den wir alle kennen. Das Internet ist für viele die erste Anlaufstelle für alltägliche Fragen. Insbesondere „Dr. Google“ erfreut sich großer Beliebtheit: Wir verwenden die Suchmaschine, bevor wir einen Arzt*eine Ärztin aufsuchen. Genauer gesagt: 67 Prozent aller Internet-User*innen informieren sich zu den Themen Krankheit, Vorsorge und Ernährung zunächst im Internet. Dazu gibt es derzeit über 750.000 Websites mit medizinischen Inhalten – alleine auf Deutsch.1 Aber auf welche Informationen kann ich mich verlassen?
Besuche niemals Seiten, denen du nicht vertraust!
Frage immer deinen Arzt*deine Ärztin, bevor du eine medizinische Entscheidung triffst!
Klicke niemals auf Links, wenn du sie nicht für sicher hältst!
In der Nachrichten- und Informationsflut kann man leicht den Überblick verlieren. Die Bewertung der Quellen (also der Versuch, herauszufinden, woher eine Information stammt) wird dabei oft zur Herausforderung. Laut einer österreichischen Studie werden fast 60 Prozent der Gesundheitsinformationen in Medien stark verzerrt bzw. verfälscht dargestellt!2
Deshalb sollten vor allem Quellen, aus denen du Informationen für deine Gesundheit beziehst, mit Vorsicht gewählt sein. Denn mit kritischem Blick und gezielter Suche können wir einiges tun, um uns selbst und die Menschen in unserem Umfeld vor schädlichen Falschinformationen zu schützen.
Gesundheitsinformationen im Internet stammen von öffentlichen Einrichtungen (z. B. Gesundheitsministerium), Gesundheitsorganisationen (wie z. B. der Weltgesundheitsorganisation WHO oder der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA), Universitäten, Unternehmen oder Privatpersonen, aber auch von Anbieter*innen, die über das Internet einfach nur schnelles Geld machen wollen. Als Nutzer*in solltest du dir darüber im Klaren sein: Das Internet ist ein Ort, an dem jeder Mensch sehr einfach Informationen verbreiten kann – egal, ob diese nun richtig sind oder nicht.
Das bedeutet nicht, dass Informationen aus dem Internet aus Prinzip unzuverlässig sind und man diesen immer misstrauen sollte. Natürlich kann man auch sehr wertvolle Beiträge entdecken. Gerade beim Thema Gesundheit ist es aber besonders wichtig, zu wissen, wie man verlässliche und unseriöse Quellen unterscheidet.
Bevor du Informationen vertraust, solltest du herausfinden, wer dahintersteht und welches Ziel die Autor*innen verfolgen: Wird ein Produkt angeboten und verkauft? Geht es um reine Wissensvermittlung? Sind die Inhalte politisch oder ideologisch motiviert?
Diese Faktoren können nämlich einen Einfluss auf die Gestaltung der Informationen haben. Dann ist es wichtig, dass du hier weiter recherchierst. Auf Websites ist es immer hilfreich, einen Blick ins Impressum zu werfen, hier findest du schnell heraus, wer dahintersteht.
Auf manchen Websites findet man Versprechen für eine „Wunderheilung“. Angebliche Erfahrungen einzelner Personen werden beschrieben und als „Beweis“ für die Wirksamkeit einer „Therapie“ dargestellt. Auf einigen Websites findet man auch Produkte, Therapien oder Methoden, mit denen angeblich viele verschiedene Beschwerden und Krankheiten „geheilt“ werden können. All das können Anzeichen für eine unseriöse Quelle sein. Falsche Versprechungen treten besonders oft in Verbindung mit Schockdiagnosen wie zum Beispiel Krebs auf – hier ist besondere Vorsicht geboten!
Ganz wichtig: Du solltest dich nicht nur auf eine Quelle verlassen, sondern immer mehrere Quellen miteinander vergleichen.3, 4, 5
Und: Konsultiere immer deinen Arzt*deine Ärztin, bevor du eine medizinische Entscheidung triffst!
Gerade bei Gesundheitsinformationen ist es besonders wichtig, dass du erkennst, ob es sich um eine Meinung oder um eine gut recherchierte Information handelt. Neben oder unter gut recherchierten Informationen findest du immer verschiedene Quellen. Aber Achtung: Nur weil ein Beitrag viele Quellen aufweist, ist er nicht automatisch richtig. Erst der Blick direkt auf die Seiten der Quellen selbst ermöglicht eine bessere Einschätzung zur Seriosität des Beitrags.6
Verlass dich auch nicht auf Formulierungen wie "Studien belegen, dass..." oder "Eine wissenschaftliche Untersuchung hat gezeigt...". Einerseits kann die Qualität so genannter Studien sehr unterschiedlich sein, andererseits ist der Inhalt möglicherweise falsch oder verzerrt wiedergegeben.
Texte und Bilder in sozialen Netzwerken spielen mit großen Gefühlen: Angst, Hoffnung oder Verunsicherung. Das Ziel dahinter ist häufig, den Algorithmus der Netzwerke zu beeinflussen, um eine höhere Reichweite zu erzielen. Denn: Inhalte, die auf unsere Gefühle abzielen, werden eher angeklickt bzw. geteilt. Erkennen kannst du das zum Beispiel an besonders vielen Eigenschaftswörtern im Text (wie sensationell, hervorragend, dramatisch, entsetzlich) und an reißerischen Formulierungen.7, 8
Rechtschreib- und Tippfehler können in jedem Text und Medium (so auch in Büchern und Zeitschriften) auftreten. Sollten sich diese aber häufen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Inhalt möglicherweise nicht gewissenhaft genug recherchiert bzw. geschrieben wurde.7
Wenn du diese Ratschläge beachtest, ist das eine gute Grundlage für deine Recherche. Gesundheitsinformationen aus dem Internet sollten jedoch niemals ein Gespräch mit dem medizinischem Fachpersonal ersetzen. Daher gilt: Besprich das, was du gefunden hast, immer mit deinem Arzt*deiner Ärztin!
In welche Fallen können verzweifelte, hilfesuchende Patient*innen auf ihrer Informationssuche im Internet tappen?
Was ist der Unterschied zwischen komplementären und alternativen Maßnahmen? Warum ist diese Unterscheidung bei der Recherche im Internet wichtig?
Wie soll man mit gut gemeinten Ratschlägen von Freund*innen, Bekannten und Familienangehörigen umgehen?
In den folgenden Videos werden Fragen zum Thema Medienkompetenz und Gesundheit beantwortet: Eine Brustkrebspatientin, die auch Journalistin, Brustkrebsaktivistin und Bloggerin ist, schildert ihre persönlichen Erfahrungen. Ein Experte gibt Tipps für sicheres Surfen im Internet, die helfen, verlässliche von unseriösen Quellen zu unterscheiden. Ein Arzt bringt zu medizinischen Themen Licht ins Dunkel, und eine Breast Cancer Nurse – eine Pflegeexpertin für Brustkrebserkrankungen –, die schon viele Patient*innen begleitet hat, teilt ihre Expertise.
Brustkrebspatientin Claudia Altmann-Pospischek teilt persönliche Erfahrungen und Tipps zur Recherche im Internet nach schwerwiegenden Diagnosen.
Ratschläge sind geduldig. Oft hilft es, sie auf einem "Buffet" zu parken.
Vorsicht vor möglichen Wechselwirkungen!
Wer suchet, der findet. Doch welchem Artikel soll ich glauben? Welche Autor*innen möchten mir tatsächlich helfen? Und welcher Quelle kann ich vertrauen? Oft beginnt dieser Prozess bereits bei der richtigen Suche. Denn es kann zum Beispiel bereits die Wortwahl einen Einfluss auf das Suchergebnis haben. Mehr dazu erfährst du im Video:
Jeder Kanal ist anders: Sucht man zum Beispiel etwas auf einer bestimmten Website, solltest du immer das Impressum überprüfen. Findet man relevante Informationen in einem geteilten Social-Media-Posting, schau dir immer das Originalposting an und vergleiche die Informationen mit anderen Quellen. Recherchierst du allerdings mit Hilfe von Suchmaschinen, solltest du nicht auf die Suchergebnisse auf Seite drei und vier vergessen.
Du hast den Durchblick verloren, was es wo zu beachten gibt? Hier findest du eine kleine Übersicht der wichtigsten Punkte, die du bei der Recherche auf Websites, Social Media und in Suchmaschinen berücksichtigen solltest.
Das Internet ist ein Ort, an dem Jeder Informationen veröffentlichen darf. Das kann in Form von Websites sein oder persönlichen Blogbeiträgen. Welche Absicht die Verfasser*innen haben, kannst du mit Hilfe dieser drei Tipps herausfinden.
Tipp 1: Impressum checken
Das Impressum befindet sich meist am unteren Ende einer Website. Websitebetreiber*innen sind in der EU verpflichtet, ein Impressum anzuführen. Gibt es kein Impressum, ist das ein Zeichen dafür, dass es sich um eine unseriöse Quelle handelt und/oder dass sich die Websitebetreiber*innen außerhalb der EU befinden. Ist ein Impressum vorhanden, sollte dort klar ersichtlich sein, wer die Betreiber*innen der Website sind. Außerdem sollten die Kontaktmöglichkeiten zu dieser Person/diesem Unternehmen angegeben sein. Achtung: Natürlich garantiert auch ein vorhandenes Impressum nicht, dass die Informationen auf der Seite korrekt sind.9
Laut Gesetz muss auf Websites angegeben sein, wer für den Inhalt verantwortlich ist. Dies erfolgt im Impressum. Es gibt Auskunft über die Autor*innen, die Herausgeber*innen oder die Redaktion.
Tipp 2: Auf die Sprache achten!
Übertreibungen und stark wertende Formulierungen in sachlichen Texten, Studien oder Info-Materialien können ein Hinweis dafür sein, dass die Inhalte nicht oder nur bedingt der Wahrheit entsprechen. Beispiele dafür sind Formulierungen wie „extrem wirkungsvoll“, „sensationelle Ergebnisse“, „ultimative Heilung“, “Ihr Arzt wird staunen”, “Zahnärzte hassen das” etc. Auch eine sprachliche Abwertung, uneingeschränkte Empfehlung von einzelnen Therapiemaßnahmen oder die Verwendung vieler Ausrufezeichen sollten dich misstrauisch machen.7
Tipp 3: Belege für Zahlen, Daten und Fakten
Zuverlässige Quellen geben immer an, woher sie ihre Informationen beziehungsweise Daten beziehen. So kannst du selbst die Daten bei Bedarf nachprüfen. Fehlt dieser Hinweis, handelt es sich unter Umständen um keine seriöse Quelle.7 Wichtig ist aber, dass die zitierten Quellen auch seriös sind. Eine Quellenangabe allein bedeutet nicht automatisch, dass der Inhalt korrekt ist.
Viele Nutzer*innen beziehen ihre tagesaktuellen und fachspezifischen Themen aus sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. Viele Inhalte dort sind jedoch stark gefühlsbetont bzw. zugespitzt, damit möglichst viele Nutzer*innen damit interagieren. Das schafft auch Raum für Falschinformationen. Umso wichtiger ist es, die Inhalte in sozialen Netzwerken immer kritisch zu hinterfragen.
Tipp 1: Check des Absenders*der Absenderin
Besonders Videos und Grafiken verbreiten sich durch die „Teilen“-Funktion auf Social Media sehr schnell. Egal, welche Person die Information geteilt hat, du solltest dir immer den ursprünglichen Beitrag ansehen und diesen überprüfen. So kannst du herausfinden, wer die ursprünglichen Absender*innen der Botschaft sind. Vor allem auch dann wenn keine offiziellen Gesundheitsorganisationen, -medien (siehe Quellenliste am Seitenende) oder Fachexpert*innen hinter dem Inhalt stehen, solltest du die Information kritisch hinterfragen und keinesfalls weiter teilen.7
Und Achtung: Auch, wenn eine vermeintlich seriöse Quelle angegeben ist, kann diese falsch zitiert oder verzerrt wiedergegeben worden sein!
Tipp 2: Auch Grafiken brauchen Referenzen/Quellenangaben
Im Gesundheitsbereich sind Diagramme und Grafiken besonders beliebt. Sind dort allerdings keine nachvollziehbaren Quellenangaben zu finden, ist besondere Vorsicht geboten. Diese Inhalte könnten unseriös und nur erstellt worden sein, um eine möglichst hohe Reichweite in sozialen Netzwerken zu erzielen.7
Tipp 3: Fakten statt Meinungen
Auf Social Media, wie zum Beispiel Facebook, Instagram und Twitter, wird in den Kommentaren bestimmter Beiträge oft eifrig über Gesundheitsthemen diskutiert. Formulierungen wie „Ein Bekannter von mir“, „Ich habe gehört“, „Ich habe erfahren“ sind niemals Beweise für Aussagen zu Gesundheitsthemen. Du solltest nie von einer Anekdote oder Einzelmeinung auf allgemein gültige Tatsachen schließen.7
Google weiß bekanntlich alles. Doch weiß Google auch genau, wonach ich suche? Und spuckt mir die Suchmaschine nur seriöse Quellen aus? Die Antwort lautet nein. Social-Media- und Datenschutz-Experte Matthias Jax von saferinternet.at gibt drei Tipps, worauf es beim Googeln wirklich ankommt.
Tipp 1: Eindeutige Begriffe in der Suchanfrage
Oberstes Gebot beim Googeln: Suche mit so eindeutigen Begriffen und Worten wie möglich! Benutze zum Beispiel „Krebs behandeln“ statt „Krebs heilen“. Die Suchbegriffe haben nämlich Einfluss darauf, welche Ergebnisse angezeigt werden, und können somit das Rechercheergebnis stark beeinflussen. Nutze deswegen auch bewusst unterschiedliche Formulierungen, um die verschiedenen Resultate vergleichen und besser einschätzen zu können. Wenn du seriöse Organisationen zu einem Thema kennst, so füge deren Namen gleich in die Suchanfrage ein (z. B. „Krebs behandeln Krebsgesellschaft“ oder „Coronavirus Robert Koch Institut“). Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dir auch Seiten angezeigt werden, die von der jeweiligen Organisation stammen.
Tipp 2: Die Reihenfolge der Suchergebnisse ist nicht ausschlaggebend für deren Qualität
Die Reihenfolge der Suchergebnisse ist abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, welche die Suchmaschine selbst bestimmt. Google & Co. wird immer versuchen, die vermeintlich relevantesten Ergebnisse zu dem jeweiligen Suchbegriff anzuzeigen. Das bedeutet aber nicht, dass die Informationen auf den Seiten, die dann angezeigt werden, auch gut sind und stimmen. Es kann auch vorkommen, dass seriöse Seiten zu sehr spezifischen Themen erst auf der zweiten oder dritten Suchseite von Google & Co. aufscheinen.
Tipp 3: Überprüfung des Suchergebnisses
Die Suchergebnisse immer kritisch hinterfragen: Wer steckt dahinter? Was ist über die Verfasserin bzw. den Verfasser bekannt? Gibt es ein Impressum? Wie ist der Inhalt geschrieben? An welche Zielgruppe richtet sich die Website? Und vor allem: Gerade bei Gesundheitsthemen immer auch eine zweite oder dritte Quelle für die Informationen suchen.
Diese Tipps rüsten dich für den nächsten „Termin bei Dr. Google“ und helfen dir, das unendliche Wissen des Internets besser einzuordnen. Ganz wichtig: Gesundheitsinformationen aus dem Internet sollten niemals ein Gespräch mit deinem Arzt*deiner Ärztin ersetzen.
Check deine Quellen und surfe kompetent durchs Netz!
Quellen:
Sozialministerium (2021): Gesundheitsinformation im Internet. https://www.konsumentenfragen.at/konsumentenfragen/GesundheitUmweltundTierschutz/Gesundheit/Gesundheitsinformation_im_Internet.html (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Wie evidenzbasiert berichten Print- und Online-Medien in Österreich. Eine Quantitative Analyse. URL: https://www.zefq-journal.com/article/S1865-9217(15)00108-7/pdf (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Deutsches Krebsforschungszentrum (2020): Alternative und komplementäre Krebsmedizin. URL: https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-alternative-krebsmedizin.pdf?m=1581941382& (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Bayrische Krebsgesellschaft (2019): Wo finde ich vertrauenswürdige Informationen über Krebs? URL: https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de/informationen/fakten-ueber-krebs/informationen-ueber-krebs/?L=0 (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Patienten-Information.de (2020): Gute Informationen im Netz finden. URL: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/gesundheitsthemen-im-internet (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Gesundheitsinformation.de (2019): Wie finde ich gute Gesundheitsinformationen im Internet. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-finde-ich-gute-gesundheitsinformationen-im-internet.html (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Internet Service Providers Austria (o.A.): Wahr oder falsch: Hoaxes, bearbeitete Bilder und Fake News. URL: https://www.saferinternet.at/faq/informationskompetenz/wie-kann-ich-onlinequellen-ueberpruefen (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Deutsches Krebsforschungszentrum (2020): Krebs im Internet: Sicher surfen – so finden Sie gute Informationen. URL: https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-sichersurfen.pdf (Letzter Zugriff: Dezember 2024)
Oesterreich.gv.at (2022): Die eigene Website. URL: https://www.oesterreich.gv.at/themen/bildung_und_neue_medien/internet_und_handy___sicher_durch_die_digitale_welt/Seite.1720902.html (Letzter Zugriff: Dezember 2024)