getScience-BloggetScience-BlogKontaktDatenschutzImpressum
StartseiteGet Science BlogSichelzellkrankheit: Formverlust mit schweren FolgenSichelzellkrankheit: Formverlust mit schweren Folgen

Die Sichelzellkrankheit (sickle cell disease, SCD) ist eine erblich bedingte schwere Blutkrankheit, bei der die roten Blutkörperchen eine sichelförmige Gestalt annehmen. Sie begleitet Patient*innen ein Leben lang und kann bereits im Kleinkindalter zu zahlreichen ernsten gesundheitlichen Problemen führen. 

 

Im Körper eines Erwachsenen zirkulieren etwa vier bis sechs Liter Blut. Die genaue Menge kann je nach Körpergröße, Geschlecht und Gesundheitszustand variieren. Die rote Farbe des Blutes entsteht durch das eisenhaltige Hämoglobin, welches in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten ist. Diese Blutzellen haben als Hauptaufgabe, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Das geschieht, indem Hämoglobin Sauerstoff bindet und die roten Blutkörperchen damit anreichert.

Gesunde rote Blutkörperchen haben die Form einer Scheibe, sind glatt, weich und beweglich. Diese Eigenschaft ermöglicht es ihnen, selbst die kleinsten Blutgefäße zu erreichen. Bei der Sichelzellkrankheit ist das Hämoglobin aufgrund eines Gendefekts krankhaft verändert.2  Die genetische Mutation führt zu einer verminderten Löslichkeit und Fibrillenbildung des Blutfarbstoffs. Dadurch verformen sich die Blutkörperchen und werden sichelförmig, also schmal und spitz.3,4 Sie verlieren ihre Elastizität und leben auch deutlich kürzer (10-20 statt 120 Tage) .5





Durch die Verformung und den Elastizitätsverlust passen die veränderten Blutkörperchen nicht mehr so gut durch die kleinen Blutgefäße und können sie verstopfen, wodurch Organe geschädigt werden. 

Durch das vorzeitige Absterben der roten Blutkörperchen ist der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folge ist eine chronische Blutarmut, eine so genannte hämolytische Anämie. Die Patient*innen sind blass, sehr müde und erschöpft, antriebslos sowie reizbar. Die Anämie kann auch akut lebensbedrohlich werden, etwa wenn das Blut in der sich plötzlich vergrößernden Milz „versackt“ (akute Milzsequestration). Bei Kindern kann es zu einer Wachstumsverzögerung und verspäteten Pubertät kommen.5,6 

Sichelzellen können sich zudem auch auflösen (medizinisch: Hämolyse) und den Inhalt der Blutkörperchen in das umliegende Blutplasma freigeben, was zu Entzündungen, Blutgerinnsel, Blutarmut und weiteren Komplikationen führen kann.

Die Sauerstoffunterversorgung, Gefäßverschlüsse und Entzündungsprozesse sind verantwortlich für viele weitere mitunter schwerwiegende Komplikationen der Sichelzellerkrankung. Diese können unter anderem die Zerstörung von Gewebe durch Mikroinfarkte, schwerste Multiorganerkrankungen, Beingeschwüre, Hauterkrankungen, Schlaganfall und Schmerzkrisen beinhalten.4,7

Erste Symptome von SCD können bereits etwa ab dem 3.-4. Lebensmonat auftreten. Diese beinhalten unter anderem:

  • So genannte Schmerzkrisen: Episoden von starken Schmerzen, die durch die Verstopfung der Blutgefäße durch die sichelförmigen Zellen und die dadurch bedingte eingeschränkte Blutzirkulation verursacht werden. Diese Schmerzen können in verschiedenen Körperteilen auftreten und variieren in ihrer Intensität und Dauer.

  • Schwellungen der Hände und Füße: Dies ist oft eines der ersten Zeichen der Krankheit bei Säuglingen, bekannt als Hand-Fuß-Syndrom. Die Schwellung entsteht durch die Blockade der Blutzirkulation in den kleinen Blutgefäßen.

  • Milzsequestration: Ein plötzliches "Versacken" des Blutvolumens in der Milz. Dies ist eine lebensgefährliche Komplikation, die eine sofortige Bluttransfusion, manchmal auch eine notfallmäßige Milzentfernung erforderlich macht.

  • Häufige Infektionen: Kinder mit Sichelzellkrankheit haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da die Krankheit das Immunsystem schwächen kann und eben auch die Milz, die bei der Bekämpfung von Infektionen eine wichtige Rolle spielt, beschädigt wird.

Wie eine Schmerzkrise entsteht: Die sichelzellförmigen Erythrozyten verstopfen kleine Blutgefäße, weil sie unflexibel sind. Durch diese Gefäßverschlüsse wird die Blutversorgung vieler Organe blockiert, so dass dort Sauerstoffmangel auftritt und die Patient*innen dadurch Schmerzen erleiden.

 

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit der Sichelzellkrankheit liegt etwa 40 Jahre unter jener der Allgemeinbevölkerung.3,4


Warum der Begriff „Sichelzellanämie“ irreführend ist
Es gibt verschiedene Formen der Sichelzellkrankheit. Diese werden verursacht durch eine jeweils andere Veränderung in der Erbanlage für den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin‎). Häufig wird für die Sichelzellkrankheit auch der Begriff „Sichelzellanämie“ verwendet. Das ist jedoch nicht korrekt, da nicht alle Formen mit einer Blutarmut (Anämie) einhergehen. Außerdem steht bei der Erkrankung nicht ausschließlich die Anämie als Symptom im Vordergrund. Typisch für die Krankheit sind auch die durch die verklumpten Sichelzellen verursachten Gefäßverschlüsse.11

 

Erkrankt oder Träger?

 

Die Krankheit bricht in der Regel nur dann aus, wenn von beiden Elternteilen je ein Sichelzell-Gen an das Kind weitergegeben wurde. Erbt es nur ein defektes Gen, ist das Kind „Träger“ und erkrankt nicht. Seine Lebenserwartung ist normal.4



Vererbung des Sichelzell-Gens

Farben: Rot = verändertes Gen (Sichelzell-Hämoglobin); Blau = unverändertes Gen (gesundes Hämoglobin)
Abbildung nach: Taylor SM et al. Lancet Infect Dis 2012; 12: 457-468. Aidoo M et al. Lancet 2002; 359: 1311-1312 Lubeck D et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e1915374

 

 

Welche Menschen wo betroffen sind


Weltweit ist die Sichelzellkrankheit eine der häufigsten Erbkrankheiten. Erstmals trat diese genetische Veränderung auf dem afrikanischen Kontinent und der arabischen Halbinsel auf.8  Durch den Überlebensvorteil der Sichelzellgen-Träger*innen gegenüber Malaria ist die Erkrankung heute vor allem in Ländern Westafrikas, dem Nahen Osten sowie Indien verbreitet und nimmt dort sogar endemische Ausmaße an. In Afrika und Indien ist einer von drei Menschen betroffen.3 Aber auch in der Ost-Türkei sowie im südlichen Mittelmeerraum, in Teilen Griechenlands und Süditaliens, kommt SCD häufig vor.4 Durch Migration breitete sich die Erkrankung bis nach Nordamerika und Nordeuropa aus.8

In den 1960-er Jahren trat die Erkrankung in Österreich noch kaum auf. Heute sind etwa 350 Menschen hierzulande betroffen und SCD zählt damit zu den seltenen Erkrankungen.9,10



Die  Sichelzellkrankheit ist eine chronische, genetisch-bedingte Erkrankung. Sie begleitet die Betroffenen das ganze Leben. Darum ist eine andauernde medizinische Betreuung notwendig.

Das Monitoring, die Versorgung und Behandlung durch medizinisches Fachpersonal sind entscheidend, um die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Sichelzellkrankheit zu verbessern und die Risiken sowie Komplikationen zu minimieren.

Zusammen mit medizinischem Fachpersonal arbeitet Pfizer daran, das Bewusstsein für die Sichelzellkrankheit zu schärfen und Betroffenen einen besseren Zugang zur Versorgung zu ermöglichen.
 

Zum nächsten BeitragZur Übersicht Zu mehr Artikeln (Englisch)

Quellen

 


1 Öffentliches Gesundheitsportal Österreich. Blut. Basis-Info. Verfügbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/blut/so-funktioniert-blut.html; (Letzter Zugriff: Juni 2024)
2 Öffentliches Gesundheitsportal Österreich. Sichelzellkrankheit. www.gesundheit.gv.at/krankheiten/blut/sichelzellkrankheit.html; (Letzter Zugriff: Juni 2024
3 MeinMed.at. Sichelzellkrankheit. Verfügbar unter: www.meinmed.at/krankheit/sichelzellkrankheit/1577#sichelzellkrankheit-haufigkeit-42377; (Letzter Zugriff: Juni 2024)
4 Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, AWMF-S2k-Leitlinie 025/016 „Sichelzellkrankheit“, 2. Auflage vom 2. Juli 2020. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/025-016; (Letzter Zugriff Juni 2024)
https://www.kinderblutkrankheiten.de/erkrankungen/rote_blutzellen/anaemien_blutarmut/sichelzellkrankheit/symptome/kurzlebigkeit_der_sichelzellen/; (Letzter Zugriff: Juni 2024)
6 Inati-Khoriaty A. Die Sichelzellkrankheit. Eine Informationsbroschüre für Eltern, Patienten und die Allgemeinheit. Hrsg. Thalassaemia International Federation, Publikation Nummer 15, 2008. https://www.kinderblutkrankheiten.de/content/e97222/e103154/e200337/SCDGERMAN-1.pdf/
7 Conran N et al. Clin Hemorheol Microcirc 2018; 68(2–3): 263–299.
8 Häufigkeit: Wie oft kommt die Sichelzellkrankheit vor? Verfügbar unter:
https://www.kinderblutkrankheiten.de/erkrankungen/rote_blutzellen/anaemien_blutarmut/sichelzellkrankheit/haeufigkeit; (Letzter Zugriff: Juni 2024)
9 Gramer et al, Monatsschr. Kinderheilkunde (2017)
10 https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/sichelzellkrankheiten/@@guideline/html/index.html; (Letzter Zugriff: Juni 2024)
11 Sickle cell disease: progress towards combination drug therap. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8282668/pdf/nihms-1695739.pdf; (Letzter Zugriff: Juni 2024)

PP-UNP-AUT-0541/06.2024

Weitere Beiträge

RSV: Ein Virus bedroht die Atemwege von KindernForschung und Entwicklung von Impfstoffen:
Was bringt die Zukunft?
Wanted: Neue Superhelden gegen gegen gefährliche Keime„Winterblues“: Wie kann man ihm ein Schnippchen schlagen?Ach wie gut die Sonne tut!Antikörper: Geheimwaffen unseres ImmunsystemsCRISPR - Mehr als nur die "Genschere"Darum sind manche Menschen GelsenmagnetenDie „Macht“ des X-ChromosomsFrühjahrsmüdigkeit: Was steckt dahinter?Wie intelligente Medikamentenverpackungen die regelmäßige Einnahme erleichternMedikamente & Nahrungsmittel: Die Top 10 der WechselwirkungenSelbstverteidigung: Immunsystem gegen KrebsSo wirkt sich Trauer auf Körper und Psyche ausWas ist ein Virus und was macht es nützlich und gefährlich zugleich?Wie eine Impfung der Mutter das ungeborene Baby schützen kann
Kontakt Datenschutz Impressum NutzungsbedingungenEinkaufsbedingungen - KreditorenLiefer- und Zahlungsbedingungen – DebitorenSitemapLocal Compliance Reporting Notice_DELocal Compliance Reporting Notice_EN

Copyright ©2023 Pfizer Corporation Austria GmbH. All rights reserved.